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Zum 123. Geburtstag von Lotte Reiniger

Zur Erinnerung an die legendäre Tickfilmpionierin Lotte Reiniger, einer Vorläuferin von Walt Disney.

DIGITALISIERUNG & RESTAURIERUNG
DES FRÜHWERKS VON LOTTE REINIGER BEI EUROTAPE

Die meisten Menschen werden bei dem ersten Cartoon der Filmgeschichte, sicherlich an Walt Disneys Schneewittchen denken. Einer der ersten überlieferten abendfüllenden Trickfilme stammt jedoch von der deutschen Trickfilm- und Silhouettenfilmgestalterin Lotte Reiniger: 
Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Laut eigener Aussage begeisterte sich Lotte Reiniger bereits im alter von 15 Jahren für den Film und insbesondere für den Trickfilm, auf dessen Potential sie durch einen Vortrag von Paul Wegener an der Singakademie aufmerksam wurde, dessen Filme „Der Student von Prag“ und „Der Golem“ Lotte Reiniger besonders inspirierten.

Doch der Weg zum Film verlief für Lotte Reiniger nicht ohne Umweg und in ihrem Fall führte der Umweg über das Theater. Lotte Reiniger besuchte daher zunächst die Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin, um einen engeren Kontakt zu Paul Wegener zu bekommen. Das gelang ihr dadurch, daß sie von den Schauspielern in markanten Posen ihrer bekanntesten Rollen, Scherenschnitte anfertigte.

Dadurch kam Lotte Reiniger an ihren ersten Auftrag als „Trickfilmerin“. Sie durfte die Zwischentitel für den Film „Der Rattenfänger von Hameln“ von Paul Wegener in Form von Scherenschnitten herstellen.
Daraufhin gelangte Lotte Reiniger an das „Institut für Kulturforschung“ aus dem Umkreis von Hans Cürlis, wo sie ihren ersten eigenen Film „Das Ornament des verliebten Herzens“ anfertigte, der lange als verschollen galt und erst kürzlich wiederentdeckt wurde.

Lotte Reiniger konnte ihren Lebensunterhalt als eine Art Hauslehrerin bei dem Bankier Louis Hagen bestreiten, der in seinem Haus eine experimentalpädagogische Privatschule für seine Kinder und einige Nachbarskinder eingerichtet hatte. 

Auf das Talent von Lotte Reiniger aufmerksam geworden, betätigte sich Louis Hagen auch als Mäzen und finanzierte ein kleines Studio für Trickfilmarbeiten, in dem „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ im Laufe von drei Jahren unter Mitarbeit ihres Mannes Carl Koch, Walter Ruttmann, bekannt durch „Berlin, Sinfonie der Großstadt“ sowie Berthold Bartosch, Alexander Kardan und Walter Türck entstanden. 

Doch Carl Koch war nicht das einzige Familienmitglied, daß sich an den Filmen von Lotte Reiniger beteiligen durfte. Auch die Kinder durften mitmachen.

Lotte Reiniger blieb unterdessen dem Theater treu und gestaltete das Bühnenbild für Inszenierungen an der Volksbühne, wo sie u.a. Bertold Brecht und andere Mitglieder der künstlerischen Avantgarde Berlins kennenlernte. Die Theaterarbeiten von Lotte Reiniger gelten als maßgeblich für die detailverliebten Inszenierungen und den dramaturgischen Aufbau ihrer Silhouettenfilme.

1935 reiste Lotte Reiniger zunächst nach London, später nach Paris und Rom, wo sie für Jean Renoir arbeitete. Zu Kriegsbeginn folgte ihr Mann ihr nach Rom, um weiter an Filmproduktionen zu arbeiten. 

Nach einer kurzen Zwischenstation in Berlin, zog Lotte Reiniger 1948 nach London um, wo sie für die Crown Film Unit zahlreiche Kurzfilme herstellte. Bei der Primrose Film Production, einem Filmproduktionsunternehmen, daß von Louis Hagen jr., dem Sohn ihres einstigen Mäzens gegründet wurde, schuf Lotte Reiniger eine Reihe weiterer Filme, v.a. Märchenfilme. Für eine dieser cineastischen Märchenadaptionen erhielt sie 1955 den „Silver Dolfin“ für den besten Kurzfilm auf der Biennale in Venedig. Weitere Preise und Ehrungen sollten folgen, darunter das Filmband in Gold und das Bundesverdienstkreuz.
Am 19. Juni 1981 verstarb Lotte Reiniger in Tübingen. Ihr Werk geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit und blieb es leider auch lange Zeit. Mittlerweile wird Lotte Reiniger aber wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil, gilt sie doch nicht zu Unrecht als eine der Vorläuferinnen von Walt Disney und anderen Trickfilmschaffenden und maßgeblicher Einfluß auf dieses Genre.

Ihr filmisches Schaffen wird zum größten Teil vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum als 16mm oder 35mm Filmmaterial aufbewahrt. Eurotape hat die große Ehre, das Frühwerk von Lotte Reiniger in 4K digitalisieren und restaurieren zu dürfen. Zu den von unseren Kollegen fachmännisch bearbeiteten Filmen gehören „Das Ornament des verliebten Herzens“ (1919), „Der fliegende Koffer“, „Aschenputtel“, „Dornröschen“, „Der scheintote Chinese“, „Dr. Dolittle“, „Grotesken im Schnee“, „Die Jagd nach dem Glück“ und „Zehn Minuten Mozart“.
Zusätzlich zu Filmscan und Restaurierung, wurden bei Eurotape die Untertitel erstellt, sowie die Audiodeskription für die barrierefreien Hörfilmfassungen einschließlich der Sprachaufnahmen.

Wir sind Stolz, einen Beitrag zum Erhalt dieses wichtigen Oeuvres der Filmgeschichte leisten zu dürfen und freuen uns, daß auf diese Weise das Andenken an Lotte Reiniger lebendig bleibt.

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